5 Dinge die jeder fahrradfahrende Student kennt

Carsten Hinrichs
- Dies ist ein Gemeinschaftsbeitrag der Fahrradmagazin Redaktion.

Irgendwann passiert es: schon zur Monatsmitte schmerzt der Blick auf das Konto und in der Mensa isst man nur noch Nudeln mit Tomatensoße. Selbst der dekadente Student lässt spätestens jetzt das von Mama und Papa finanzierte Auto stehen, denn Sprit ist teuer. Wie gut, wenn man dann auf seinen geliebten Drahtesel umsteigen kann und wieder einmal merkt, dass man damit sowieso viel schneller unterwegs ist!

Als Studentin in einer Fahrradstadt wie Oldenburg bin ich zwangsläufig aber auch gern viel mit dem Rad unterwegs. Dabei bietet diese einfache Art der Fortbewegung viele weitere Vorteile wie Schnelligkeit, Flexibilität, vergleichsweise günstige Anschaffungs- und Haltungskosten sowie natürlich die Schonung der Umwelt. Da mein Fahrrad und ich schon einiges erlebt haben, möchte ich euch im Folgenden ein paar Ratschläge an die Hand geben, mit denen auch ihr und euer Fahrrad eine lange und glückliche Partnerschaft eingehen könnt.

Regeln für den Einstieg als fahrradfahrender Student

Bereits in der Orientierungswoche jeden Erstsemestlers wird klar, dass man als Student ohne Fahrrad nicht besonders weit kommt. Wer seinen Drahtesel von Zuhause beim Umzug nicht direkt mitgebracht hat, wird das so schnell wie möglich nachholen. Denn auch wenn das öffentliche Verkehrsnetz streckenweise gut ausgebaut ist, flexibler und eleganter geht es eben doch mit dem eigenen Rad – die Alternative Gepäckträger wird von der Polizei nämlich gar nicht gern gesehen (auch wenn so mancher diese Methode gern als probates Abschleppmittel für die Frauen nutzt), ebenso wie das das kaputte Licht, dass „eben noch funktioniert“ hat. Selbst wer auf der falschen Straßenseite fährt, macht sich damit keine Freunde und riskiert neben einem saftigen Bußgeld abwertende Blicke von entgegenkommenden Fahrradfahrern.

Schild zur Fahrradwegnutzung in beiden Richtungen

Manchmal hört man im Vorbeifahren noch ein mehr oder weniger leises Fluchen, an wieder anderen Tagen wird man sogar wüst beschimpft. Obacht vor den älteren Herrschaften! Sie sind besonders nachtragend und schamlos im Umgang mit Kraftausdrücken.

Übrigens, nicht nur in Oldenburg, sondern auch in vielen anderen Städten ist der Einfachheit halber in Universitätsnähe das Befahren beider Radwege oftmals erlaubt, egal in welche Richtung man will. Daher einfach mal auf die Beschilderung achten und den nächsten Nörgler eines Besseren belehren.

Geschichten aus dem Bußgeldkatalog

Studenten bilden bis auf wenige Wochen im Jahr ein feierwütiges Volk, daher sollte die Promillegrenze für das Fahrrad euer Allgemeinwissen auf jeden Fall komplettieren. Denn wenn nachts keine Busse mehr fahren und das Zuhause unendlich weit weg scheint, muss auch hier das gute alte Fahrrad herhalten (Taxen scheiden gemäß chronischer Geldknappheit aus Prinzip aus). Tut nicht nur eurem Portemonnaie, sondern auch eurem Ansehen etwas Gutes und übertreibt es nicht mit dem Alkohol, wenn ihr vorhabt später noch auf das Rad zu steigen. Eine große Lüge ist etwa die, dass Betrunkene sich niemals wehtun. Es stimmt einfach nicht.

  • Fahrrad fahren ohne Licht/mit defektem Licht: 20 Euro
    • …mit Gefährdung: 25 Euro
    • …mit Unfall oder Sachbeschädigung: 35 Euro
  • Beschilderten Radweg in falscher Richtung befahren: 20 Euro
    • …mit Gefährdung: 25 Euro
    • …mit Unfall oder Sachbeschädigung: 35 Euro
  • Unerlaubtes Fahrradfahren auf dem Gehweg / in der Fußgängerzone 15 Euro
    • …mit Behinderung: 20 Euro
    • …mit Gefährdung: 25 Euro
    • …mit Unfall: 30 Euro
  • Mobiltelefon ohne Freisprecheinrichtung benutzen: 25 Euro
  • Freihändig fahren: 5 Euro

Studenten bilden bis auf wenige Wochen im Jahr ein feierwütiges Volk, daher sollte die Promillegrenze für das Fahrrad euer Allgemeinwissen auf jeden Fall komplettieren. Denn wenn nachts keine Busse mehr fahren und das Zuhause unendlich weit weg scheint, muss auch hier das gute alte Fahrrad herhalten (Taxen scheiden gemäß chronischer Geldknappheit aus Prinzip aus). Tut nicht nur eurem Portemonnaie, sondern auch eurem Ansehen etwas Gutes und übertreibt es nicht mit dem Alkohol, wenn ihr vorhabt später noch auf das Rad zu steigen. Eine große Lüge ist etwa die, dass Betrunkene sich niemals wehtun. Es stimmt einfach nicht.

Wirklich wichtige Dinge aus dem Bußgeldkatalog

  • Mit 0,3 Promille oder mehr fahrauffällig Fahrrad fahren Strafanzeige
  • Mit 1,6 Promille oder mehr Fahrrad fahren: 3 Punkte + Geldstrafe + MPU-Anordnung

Zum Thema Sicherheit im Straßenverkehr

Zur Verkehrssicherheit gehört neben einem funktionstüchtigen Vorder- und Rücklicht meiner Meinung nach auch ein Helm. Bei diesem Punkt darf Eitelkeit keine Rolle spielen. Führt man sich einmal vor Augen, was bei einem Unfall alles schief gehen kann, sollte man nicht extra darauf warten erst aus Schmerz zu lernen. Dabei muss nicht mal ein anderer Schuld oder überhaupt am Unfall beteiligt gewesen sein. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass allein eine nasse Fahrbahn ausreichen kann und man sich im nächsten Moment dem Boden liegend wiederfindet, das Fahrrad irgendwie verknotet über einem. An dieser Stelle ein großes Dankeschön an all die Menschen, die mir damals bei meinem Unfall nicht geholfen haben, man nennt das auch unterlassene Hilfeleistung…

Neben dem eigenen Unvermögen muss man im aktiven Straßenverkehr zudem immer und überall mit der Inkompetenz oder Unachtsamkeit anderer motorisierter Verkehrsteilnehmer rechnen. 2014 kamen allein in Oldenburg 14 Fahrradfahrer durch Verkehrsunfälle ums Leben, im Jahr davor waren es noch 17. Auch als Student wird man auf dem Fahrrad unfreiwillig hier und da mal übersehen und kann am Ende von dem Tag erzählen, an dem man fast überfahren worden wäre – Leben am Limit sag ich da nur. Auch wenn wir uns während der mit Stress behafteten Klausurenphase insgeheim manchmal einen ähnlich unvorhersehbaren Schicksalsschlag wünschen: spielt nicht mit eurer Gesundheit, ihr Lieben! Und irgendwie ist gefühlt ja auch schon fast wieder Weihnachten. Also wünscht euch das nächste Mal einfach einen Fahrradhelm oder kratzt das letzte Geld aus den Sofaritzen zusammen und marschiert gleich morgen in den Fahrradladen eures Vertrauens. Eine direkte Anprobe vor Ort taugt mehr als die meisten Bestellungen.

Der gemeine Fahrraddieb – Wenn das Fahrrad geklaut wird

Der gemeine Fahrraddieb ist genau die Sorte Mensch, vor der wir Studenten uns besonders fürchten. Sie zwingen uns dazu noch mehr Geld für ein sicheres Fahrradschloss auszugeben oder mit einer Klappermühle durch die Gegend zu fahren, die es gar nicht wert ist gestohlen zu werden.

Fahrräder an der Uni Oldenburg an einer Stande festgeschlossen

Trotz gewisser Sicherheitsvorkehrungen kommen Diebstähle vor. Entweder weil Menschen besonders dreist sind oder andere besonders doof. Auch mir ist im vergangenen Jahr das Rad geklaut worden, weil mein Schloss kaputt gegangen war und ich vorübergehend ein provisorisches Ersatzmittel finden musste. Dass ein einfaches Vorhängeschloss an einer Kette vermutlich sehr leicht zu knacken ist, weiß ich jetzt auch (das zum Beispiel war besonders doof).

Und natürlich kam es, wie es kommen musste: ich hatte weder Papiere, eine Rahmennummer oder Fotos, noch war das Fahrrad zuvor jemals irgendwo registriert worden. Insofern kann ich es dem Polizisten, der meine Anzeige aufnahm, nicht einmal verübeln, als er meine Frage nach der Wahrscheinlichkeit mein Fahrrad je wiederzufinden wortlos belächelte. Leider gilt Oldenburg mit mehr als 2.000 angezeigten Fahrraddiebstählen jährlich als niedersächsische Hochburg für Fahrraddiebe, so ein Jammer…

Das ganze Drama um mein geliebtes Cross-Bike von Bulls, nebenbei bemerkt mein teuerster Besitz, nahm ein jähes Ende, als ein Freund von mir es durch Zufall in der Stadt stehen sah, erkannte und mir ein Foto davon schickte. Der Dieb hatte tatsächlich die Dreistheit besessen, es mit einem neuen Schloss zu verketten, als wäre es seins. Ich rief die Polizei und versuchte über Telefon jedes Detail, an das ich mich erinnern konnte, so gut es ging zu beschreiben, um die Polizisten davon zu überzeugen, dass es sich tatsächlich um mein Rad handelte. Ein Tipp für den Fall, dass euch jemals etwas Ähnliches passieren sollte: Bleibt am Ball! Beharrlichkeit zahlt sich aus! Das Fahrrad wurde einkassiert und ich durfte es am nächsten Tag von der Polizeistation abholen. Ich ließ es dann gleich registrieren und schenkte ihm ein neues und würdevolleres Schloss von Abus.

Cross-Bike von Bulls am Baum angelehnt

Auf der Suche nach einem gestohlenen Rad sollte man immer auch in Erwägung ziehen, dass ein Dieb es sich nur für eine einmalige Transportleistung beispielsweise in die Stadt oder zum Bahnhof „geborgt“ hat. Manchmal wird man an solchen Orten schneller fündig. Ansonsten kann man ein neues (altes) Rad auch gut und gern kostengünstig über ebayKleinanzeigen, auf Flohmärkten oder öffentlichen Versteigerungen von Fundfahrrädern der Städten und Gemeinden erwerben.

Was ihr vor einem Fahrraddiebstahl tun solltet:

  • Hebt den Kaufvertrag auf
  • Lasst euer Rad registrieren
  • Macht Fotos von eurem Rad
  • Stellt sicher, dass euer Rad versichert ist
  • Investiert in ein anständiges Schloss

Was ihr nach einem Fahrraddiebstahl tun solltet

  • Weint, weinen ist okay
  • Geht zur Polizei und erstattet Anzeige, nur so bekommt ihr Geld von der Versicherung zurück
  • Nutzt das soziale Netzwerk für die Suche und haltet bewusst Ausschau nach eurem Rad
  • Bleibt hoffnungsvoll, leiht euch erstmal ein vorübergehendes Ersatz-Fahrrad
  • Investiert endlich in ein anständiges Schloss

Die vier Jahreszeiten: Regen

Macht euch wetterfest! Da einem die vier Jahreszeiten aus Studentensicht und besonders im Norden irgendwie alle gleich vorkommen, nämlich ziemlich nass,  benötigt ihr neben eurer wind- und wasserfesten Fahrradjacke vor allem ein weiteres unverzichtbares Gadget: die attraktive Regenhose. Was euch eure Eltern früher immer aufzwingen wollten, wird nun Realität. Anfangs sträubt ihr euch womöglich gegen die Vorstellung wie Sheldon Cooper eine Bushose selbst eine Regenhose zu tragen, doch mit der Zeit werdet ihr die Vorzüge eines solchen Accessoires zu schätzen wissen, spätestens dann, wenn ihr nass bis auf die Unterhose in der nächsten Vorlesung sitzt.

Brillenträger wissen selbst, welches Putzutensil sie besser nicht vergessen sollten, und Besitzer von Sport-Fahrrädern werden schon bald über Fahrrad Schutzbleche nachdenken. Die unansehnlichen Schlammstreifen am Rücken werden mit der Zeit auch nicht schöner.

Einkaufen ohne Auto – Die Meisterleistung mit dem Fahrrad

Fahrradfahren ist nicht etwa nur insofern gut für die Figur, weil man sich sportlich betätigt. Nein, viel mehr lernt man durch den begrenzten Stauraum zwangsläufig seinen Wocheneinkauf auf ein sparsames Minimum zu reduzieren. Von Vorteil sind an dieser Stelle Fahrräder mit Gepäckträger und Seitentaschen oder Körben. Falls ihr also noch auf der Suche nach dem richtigen Fahrrad seid und euch während des Studiums definitiv kein Auto zur Verfügung steht, solltet ihr darauf achten.

Eine besondere Herausforderung stellen Getränkeeinkäufe dar. Viele meiner Kommilitonen sind deswegen (und einfach weil es nichts kostet) auf Leitungswasser in wiederauffüllbaren Kunststoffflaschen umgestiegen. Sicher eine kluge Entscheidung. Im Notfall oder bei Großeinkäufen kann man immer noch auf öffentlich Verkehrsmittel oder den besonders guten Freund mit fahrbarem Untersatz zurückkommen.

Reparaturen am Fahrrad – Wenn der (Draht)-Esel lahmt

Bevor ihr ein Fahrrad irgendwo blind in Reparatur abgebt, solltet ihr unbedingt nach Preisen fragen. Verschiedene Werkstätten machen hier teilweise enorme Unterschiede. Aber am besten informiert ihr euch gleich am Anfang mal darüber, ob eure Uni eine eigene Werkstatt hat. Hier werden kleine Wehwehchen oft kostenlos geflickt.

Fahrradwerkstatt Oldenburg am Uni Campus

In der Fahrradwerkstatt Oldenburg bezahlt man für gewöhnlich nur den Materialpreis und repariert sein Fahrrad selbst mit dem Werkzeug, das einem dort zur Verfügung steht. Und seien wir doch mal ehrlich, so schwer ist das meistens auch gar nicht. Am Ende seines Studiums weiß zumindest jeder Student, wie man einen Platten flickt, seine Bremsen neu einstellt oder eine Lampe wechselt. Für komplexere Probleme bekommt man immer Hilfe und nur in seltenen Fällen oder bei zwei linken Händen gibt man sein Fahrrad doch besser ganz in die professionellen Hände der Frauen und Männer vor Ort. Aufpumpen klappt übrigens auch super an Tankstellen!

Sei gut zu deinem Rad

Sobald dir als Student klar geworden ist, wie wichtig ein funktionstüchtiges Fahrrad sein kann, wirst du automatisch anfangen es besser zu behandeln. Ich habe bei meinen Kommilitonen und ihren Fahrrädern schon viele innige Beziehungen entstehen sehen und kann euch gar nicht sagen, wie sehr ich mein eigenes Rad schätze.

Wenn du gut zu deinem Fahrrad bist, wird es dir jahrelang treue Dienste leisten, indem es dich zu deinen Freunden, an den See, in die Stadt, zur Uni oder der nächsten Party fährt – und zwar wann immer du willst. In der Regel verlangt es dafür nicht viel, nur ein bisschen Luft auf den Reifen, genügend Öl an der Kette und ein wenig Sicherheit – die Sache mit dem Schloss wiederhole ich jetzt nicht nochmal.

Quellen

  • https://fahrrad.bussgeldkatalog.org/
  • https://web.archive.org/web/20211024052753/https://www.pd-ol.polizei-nds.de/verkehr/statistik/verkehrsunfallstatistik-2013-der-polizeidirektion-oldenburg-110025.html (Nicht mehr online)

(Ein Gastbeitrag von Merle A., Oldenburg)

Über den Autor Fahrradmagazin
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